Matthew Flannery

GEORG TRAKL

SELECTED POEMS
ORIGINALS & TRANSLATIONS
Matthew Flannery

Psalm I

dedicated to Karl Kraus

It is a light, that the wind has extinguished.
It is a country tavern, that a drunk departs past noon.
It is a vineyard, burned and black with pits of spiders.
It is a room, that they whitewashed with milk.
The madman is dead.  It is an isle in the Southern Sea,
that receives the sun god.  Drums roll.
Men lead war dances.
Women shake hips in vines and fire-flowers,
when the sea sings.  O our paradise lost.

Nymphs have left the golden woods.
The stranger is buried.  Then arises a shimmering rain.
The son of Pan appears as a laborer,
who sleeps at noon by glowing asphalt.
It is little girls in a courtyard in dresses of heartrending
       poverty.
It is rooms, filled with chords and sonatas.
It is shadows, that embrace before a blind mirror.
Convalescents warm themselves in hospital windows.
On a white steamer, a contagion of blood moves up the canal.

The unknown sister returns to someone’s evil dreams.
At rest in the hazelbush she plays with his stars.
For a while the student, a double perhaps, observes her from
      a window.
Behind him stands his dead brother, or he descends the
      ancient spiral stair.
The form of the young novitiate fades in the shadow of
       brown chestnuts.
The garden is in evening.  Bats flap through the cloister.
The caretaker’s children stop play and seek heaven’s gold.
A quartet’s last chords.  The little blind one trembling runs
      down the street.
And later her shadow gropes by cold walls, wreathed in
      ballads and holy legends.

It is an empty boat, that moves at evening down the black
      canal.
In the gloom of an old asylum male ruins erode.
Dead orphans lie by the garden wall.
With dung-flecked wings, angels step from gray rooms.
Worms drop from their gilded lids.
As in childhood days, the church square is dim and secret.
Old lives glide by on silver soles
and shadows of the damned descend to sighing waters.
In his grave the white magician plays with his snakes.

Silent over Golgotha open the golden eyes of god.

Psalm I

Karl Kraus zugeeignet

Es ist ein Licht, das der Wind ausgelöscht hat.
Es ist ein Heidekrug, den am Nachtmittag ein Betrunkener
       verlässt.
Es ist ein Weinberg, verbrannt und schwarz mit Löchern voll
       Spinnen.
Es ist ein Raum, den sie mit Milch getüncht haben.
Der Wahnsinnige ist gestorben.  Es ist eine Insel der Südsee,
Den Sonnengott zu emfangen.  Man rührt die Trommeln.
Die Männer führen kriegerische Tänze auf.
Die Frauen wiegen die Hüften in Schlinggewächsen und
       Feuerblumen,
Wenn das Meer singt.  O unser verlorenes Paradies.

Die Nymphen haben die goldenen Wälder verlassen.
Man begräbt den Fremden.  Dann hebt ein Flimmerreigen an.
Der Sohn des Pan erscheint in Gestalt eines Erdarbeiters,
der den Mittag am glüheneden Asphalt verschläft.
Es sind kleine Mädchen in einem Hof in Kleidchen voll
      herzzerreissender Armut!
Es sind Zimmer, erfüllt von Akkorden und Sonaten.
Es sind Schatten, die sich vor einem erblindeten Spiegel
       umarmen.
An den Fenster des Spitals wärmen sich Genesende.
Ein weisser Dampfer am Kanal trägt blutige Seuchen herauf.

Die fremde Schwester erscheint wieder in jemands bösen
      Träumen.
Ruhende im Haselgebüsch spielt sie mit seinen Sternen.
Der Student, vielleicht ein Doppelgänger, schaut Ihr lange
      von Fenster nach.
Hinter ihm steht sein toter Bruder, oder er geht die alte
      Wendeltreppe herab.
Im Dunkel brauner Kastanien verblasst die Gestalt des jungen
      Novizen.
Der Garten ist im Abend.  Im Kreuzgang flattern die
      Fledermäuse umher.
Die Kinder des Hausmeisters hören zu spielen auf und suchen
      das Gold des Himmels.
Endakkorde eines Quartetts. Die kleine Blinde läuft zitternd
      durch die Allee.
Und später tastet ihr Schatten an kalten Mauern hin, umgeben
      von Märchen und heiligen Legenden.

Es ist ein leeres Boot, das am Abend den schwarzen Kanal
      heruntertreibt.
In der Düsternis des alten Asyls verfallen menschliche
      Ruinen.
Die toten Waisen liegen an der Gartenmauer.
Aus grauen Zimmern treten Engel mit kotgefleckten Flügeln.
Würmer tropfen von ihren vergilbten Lidern.
Der Platz vor der Kirche ist finster und schweigsam, wie in
      den Tagen der Kindheit.
Auf silbernen Sohlen gleiten frühere Leben vorbei
Und die Schatten der Verdammten steigen zu den seufzenden
      Wassern nieder.
In seinem Grab spielt der weisse Magier mit seinen
      Schlangen.

Schweigsam über der Schädelstätte öffnen sich Gottes
      goldene Augen.