Matthew Flannery

GEORG TRAKL

SELECTED POEMS
ORIGINALS & TRANSLATIONS
Matthew Flannery

Helian

[1]

In the lonely hours of the spirit
it is beautiful, to walk in the sun
by the yellow walls of summer.
The footsteps fall faintly in the grass; but always sleeps
the son of Pan in gray marble.

Evenings on the terrace we were drunk on brown wine.
The peach glows redly in the leaves;
soft sonata, joyful laughter.

Beautiful is the silence of night.
On dark plain
we meet shepherds and white stars.

As autumn turns,
sober clarity comes to the grove.
Soothed we wander by red walls
and round eyes follow the flight of birds.
White water sinks in funeral urns at evening.

Heaven celebrates in bare branches.
In pure hands the farmer holds bread and
wine and fruit ripens peaceably in his sunny room.

O how grave is the face of the dear dead.
Yet the soul gladdens with righteous contemplation.

[2]

Great is the silence of the wasted garden,
where the young novice wreathes the brow with brown
     leaves,
his breath quaffs icy gold.

Hands touch the primeval oldness of bluish water
or in cold night white cheeks of the sisters.

Calm and harmonious is a walk past friendly rooms,
where loneliness is and rustle of the sycamore,
where perhaps the thrush still sings.

Beautiful is man and shining in darkness,
when he stirs astonished arms and legs,
and eyes roll quiet in crimson sockets.

At evensong the stranger is lost in black November
      destruction,
under rotting branches, by leprous walls,
where once the holy brother paced,
sunk in the mild string music of his madness,

o how lonely dies the evening wind.
The failing head bows in the olive tree’s dusk.

[3]

Shattering is the decline of the generations.
In this hour the eyes of the watcher fill
with the gold of his stars.

A carillon no longer ringing founders at evening,
black walls on the square collapse,
calls the dead soldier to prayer.

Pale angel
the son steps into the empty house of his father.

Far have the sisters gone to white elders.
The sleeper found them at night by pillars in the hall,
returned from sad pilgrimages.

O how stiff their hair with excrement and worms,
as he stands among it with silver feet,
and dead they step from empty rooms.

O ye psalms in the fiery rain of midnight,
when servants lash soft eyes with nettles,
the childlike fruits of the eldertree
bend with amaze over an empty grave.

Yellowed moons slowly roll
over the boy’s fever linens,
before the  winter’s silence comes.

[4]

A noble fate broods down the Kidron,
where the cedar, a yielding creature,
unfolds beneath blue brows of the father,
nightly over the meadow a shepherd guides his flock.
Or there are cries in sleep,
when a bronzed angel approaches a man in the grove,
the saint’s flesh melts on glowing grate.

Grapevines climb over mud huts,
resounding sheaves of yellow corn,
drone of the bee, flight of the crane.
Evenings, the resurrected meet on rocky paths.

Lepers are mirrored in black water;
or they open their filth-flecked robes
weeping at the soothing wind, that blows from the rosy hill.

Slender girls fumble down the alleys of night,
seeking loving shepherds.
Saturdays, singing murmurs softly in the huts.

May the song also remember the boy,
his madness, and white brows and his demise,
the corrupted, who bluishly opens the eyes.
O how sad is this reunion.

[5]

Stages of madness in black rooms,
under open door shadows of the old,
as Helian’s soul regards itself in rosy mirror
and snow and leprosy fall from his brow.

The stars on the walls go out
and the white forms of the light.

Bones in the tapestry rise from their graves,
the silence of crosses decaying on the mount,
sweetness of incense in night’s purple wind.

O you crushed eyes in black mouths,
as the grandchild in soft derangement
lonely contemplates the darker termination,
the blue eyelids of the silent god drop over him.

Helian

[1]

In den einsamen Stunden des Geistes
Ist es schön, in der Sonne zu gehn
An den gelben Mauern des Sommers hin.
Leise klingen die Schritte im Gras; doch immer schläft
Der Sohn des Pan im grauen Marmor.

Abends auf der Terrace betranken wir uns mit braunem Wein. Rötliche glüht der Pfirsich im Laub;
Sanfte Sonate, frohes Lachen.

Schön ist die Stille der Nacht.
Auf dunklem Plan
Begegnen wir uns mit Hirten und weissen Sternen.

Wenn es Herbst geworden ist
Zeigt sich nüchterne Klarheit im Hain.
Besänftigte wandeln wir an roten Mauern hin
Und die runden Augen folgen dem Flug der Vögel.
Am Abend sinkt das weisse Wasser in Graburnen.

In kahlen Gezweigen feiert der Himmel.
In reinen Händen trägt der Landmann Brot und Wein
Und friedlich reifen die Früchte in sonniger Kammer.

O wie ernst ist das Antlitz der teueren Toten.
Doch die Seele erfreut gerechtes Anschaun.

[2]

Gewaltig ist das Schweigen des verwüsteten Gartens,
Da der junge Novize die Stirne mit braunem Laub bekränzt,
Sein Odem eisiges Gold trinkt.

Die Hände rühren das Alter bläulicher Wasser
Oder in kalter Nacht die weissen Wangen der Schwestern.

Leise und harmonisch ist ein Gang an freundlichen Zimmern
      hin,
Wo Einsamkeit ist und das Rauschen des Ahorns,
Wo vielleicht noch die Drossel singt.

Schön ist der Mensch und erscheinend im Dunkel,
Wenn er staunend Arme und Beine bewegt,
Und in purpuren Höhlen stille die Augen rollen.

Zur Vesper verliert sich der Fremdling in Schwarzer
      Novemberzerstörung,
Unter morschen Gea”st, an Mauern voll Aussatz hin,
Wo vordem der heilige Bruder gegangen,
Versunken in das sanfte Saitenspiel seines Wahnsinns.

O wie einsam endet der Abendwind.
Ersterbend neigt sich das Haupt im Dunkel des Ölbaums.

[3]

Erschütternd ist der Untergang des Geschlechts.
In dieser Stunde füllen sich die Augen des Schauenden
Mit dem Gold seiner Sterne.

Am Abend versinkt ein Glockenspiel, das nicht mehr tönt,
Verfallen die schwarzen Mauern am Platz,
Ruft der tote Soldat zum Gebet.

Ein bleicher Engel
Tritt der Sohn ins leere Haus seiner Väter.

Die Schwestern sind ferne zu weissen Greisen gegangen.
Nachts fand sie der Schläfer unter den Säulen im Hausflur, Zurückgekehrt von traurigen Pilgerschaften.

O wie starrt von Kot und Würmen ihr Haar,
Da er darein mit silbernen Füssen steht,
Und jene verstorben aus kahlen Zimmern treten.

O ihr Psalmen in feurigen Mitternachtsregen,
Da die Knechte mit Nesseln die sanften Augen schlugen,
Die kindlichen Früchten des Hollunders
Sich staunend neigen u”ber ein leeres Grab.

Leise rollen vergilbte Monde
Über die Fieberlinnen des Jünglings,
Eh dem Schweigen des Winters folgt.

[4]

Ein erhabenes Schicksal sinnt den Kidron hinab,
Wo die Zeder, ein weiches Geschöpf,
Sich unter den blauen Brauen des Vaters entfaltet,
Über die Weide nachts ein Schäfer seine Herde fürht.
Oder es sind Scheie im Schlaf,
Wenn ein eherner Engel im Hain den Menschen antritt,
Das Fleisch des Heiligen auf glühendem Rost hinschmiltzt.

Um die Lehmhütten rankt purpurner Wein,
Tönende Bündel vergilbten Korns,
Das Summen der Bienen, der Flug des Kranichs.
Am Abend begegnen sich Auferstandene auf Felsenpfaden.

In schwarzen Wassern spiegeln sich Aussätzige;
Oder sie öffnen die kotbefleckten Gewänder
Weinend dem balsamischen Wind, der vom rosigen Hügel
      weht.

Schlanke Mägde tasten durch die Gassen der Nacht,
Ob sie den liebenden Hirten fänden.
Sonnabends tönt in den Hütten sanfter Gesang.

Lasset das Lied auch des Knaben gedenken,
Seines Wahnsinns, und weisser Brauen und seines Hingangs,
Des Verwesten, der bläulich die Augen aufschlägt.
O wie traurig ist dieses Weidersehn.

[5]

Die Stufen des Wahnsinns in schwarzen Zimmern,
Die Schatten der Alten unter der offenen Tür,
Da Helians Seele sich im rosigen Spiegel beschaut
Und Schnee und Aussatz von seiner Stirne sinken.

An den Wänden sind die Sterne erloschen
Und die weissen Gestalten des Lichts.

Dem Teppich entsteigt Gebein der Gräber,
Das Schweigen verfallener Kreuze am Hügel,
Des Weihrauchs Süsse im purpurnen Nachtwind.

O ihr zerbrochenen Augen in schwarzen Mündern,
Da der Enkel in sanfter Umnachtung
Einsam den dunkleren Ende nachsinnt,
Der stille Gott die blauen Lider über ihn senkt.